„Wegen Personalmangel vorübergehend geschlossen“ – ein Schild, das man zunehmend häufiger an der Ladentür vieler Geschäfte sieht. Leider, die Realität vieler Textileinzelhändler in Deutschland.
Der Deutsche Handel sieht sich mit ca. 120.000 vakanten Stellen konfrontiert. Die Lage entspannt sich etwas durch die vorherrschende Rezession. Dennoch bleiben das Finden und Binden geeigneter Mitarbeitender ein Kraftakt für viele Unternehmen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und allseits bekannt – der demografische Wandel, die veränderten Anforderungen der Arbeitnehmerinnen an den Arbeitgeber und vieles mehr. Beim Textileinzelhandel kommt hinzu, dass die Branche an Attraktivität verliert und viele Talente in andere Industrien abwandern.
Folglich bleiben Stellen unbesetzt oder werden in einer schlechten Qualität nachbesetzt. Dies hat Überforderung, innere Resignation und auch Langzeiterkrankungen bei der verbleibenden Mannschaft zur Folge. Eine Spirale, die sich in einem negativen Abwärtstrend fortsetzt.
Der Mangel an Arbeitskräften ist real – doch viel entscheidender ist die Frage, wie Unternehmen mit dieser Realität umgehen. Wie kann es gelingen, unter veränderten, herausfordernden Bedingungen Menschen nicht nur zu finden, sondern für die eigene Organisation zu begeistern? Was es meiner Meinung nach braucht, ist eine neue Perspektive auf diese Thematik. Deshalb stelle ich folgende Fragen:“
„Was, wenn nicht der Fachkräftemangel, sondern unser Blick darauf das eigentliche Problem ist? Was, wenn unsere Art, das Problem zu sehen, das eigentliche Problem ist?“
Provokant? Vielleicht? Als Grundüberlegung, finde ich persönlich die Aussage von Charles Darwin sehr treffend: „Nicht die stärkste Art überlebt, nicht die intelligenteste, sondern die wandlungsfähigste.“ Letztendlich bleibt die Wandlungsfähigkeit auch hier die Basis zukunftsfähiger Unternehmen. So simple und dann im Alltag doch so herausfordernd, oder?
Lassen Sie mich, die aus meiner Sicht vier wichtigsten Leitgedanken für erfolgreiches Recruiting mit Ihnen teilen:
1. Recruiting ist kein Sprint – es ist ein Marathon.
Und, einen Marathon laufen wir auch nicht spontan, sondern bereiten uns gründlich darauf vor. Soll heißen, Recruiting benötigt eine gründliche und unternehmensspezifische Vorbereitung. Es braucht einen ganzheitlichen, strategischen Ansatz. Vor allem sind Ausdauer und langer Atem essenziell. Genau wie bei einem Marathonlauf: Wer unvorbereitet antritt, wird früh aussteigen.
2. Warum ein Perspektivwechsel nötig ist – und zwar in zweierlei Sicht:
Zum einen, weil modernes Recruiting eine strategische Management-Aufgabe darstellt und keine operative Aufgabe mehr, die auf Zuruf Vakanzen besetzt. Zum anderen, nicht die Frage „Wie finden wir passende Leute?“ steht im Mittelpunkt, sondern „Warum sollte jemand bei uns arbeiten wollen?“
Und genau darum geht es im nächsten Ansatz. Antworten auf diese Frage zu finden.
3. Die Employer Value Proposition als Gamechanger.
Formulieren Sie klar, wofür Sie als Arbeitgeber stehen – was Ihr Alleinstellungsmerkmal ist. Was macht Sie besonders? Was können Talente bei Ihnen erwarten, dass sie woanders nicht finden? Definieren Sie Ihre Employer Value Proposition (EVP): Sie beschreibt den konkreten Mehrwert, den Sie (potenziellen) Mitarbeitenden bieten – und wie Sie sich damit vom Wettbewerb abheben.
So, oder so ähnlich könnte eine EVP lauten: „Mode mitgestalten, nicht nur verkaufen. Bei uns zählen Persönlichkeit, Stilbewusstsein – und der Mut, eigene Ideen einzubringen.“
Mehr noch EVP: schafft Orientierung – für Bewerbende, aber auch für Ihre Führungskräfte und Teams. Achten Sie darauf, dass dieses Versprechen nicht nur ein Marketing-Claim wird, sondern für alle Ihre Mitarbeitenden im Alltag spürbar wird. Der rote Faden Ihrer Personalarbeit.
Und, zu guter Letzt:
4. „Lifelong-Learning“ als Grundprinzip ihrer Organisation.
Denn die Chance, die richtigen Talente mit dem passenden Skillset zu finden, wird zunehmend herausfordernder. Investieren Sie in ein professionelles Learning & Development-Angebot für Ihre Mitarbeitenden, um sicher zu gehen, dass Ihre Mitarbeitenden von Anbeginn an die richtigen Skills vermittelt bekommen, um im Job outperformen zu können.
Das sind Ideen, Ansätze. Kurz und prägnant. Grob skizziert. Was bleibt, ist die Tatsache, dass es nicht die eine ‚One-fits-all‘-Lösung gibt – die für alle Organisationen Gültigkeit hat. Es gilt auch hier den eigenen, unternehmensspezifischen Weg zu finden. Organisationsentwicklung beginnt nicht mit großen Würfen, sondern mit kleinen, mutigen Schritten.
„Start small, go low, go slow – but go.“
Sie fragen sich, wie Ihr Start aussehen könnte? Der erste Schritt? Lassen Sie uns gerne hierzu sprechen, als Organisationsberaterin mit langjähriger HR-Expertise berate ich Unternehmen beim Professionalisieren und Modernisieren Ihrer Recruitingstrategie.
Auszug aus einem Vortrag im Rahmen des 66. TW-Forum. [Frankfurt, Mai 2025]



